15.Jul 2022

50 Einreichungen: Diese sechs Projekte sind Teil der 1. Runde

Anfang des Jahres schrieben wir, dass ein Förderprogramm für offene Hardware von vielen “herbeigesehnt” wird. Damals war es noch ein Gefühl, bestärkt durch Äußerungen aus der Szene. Dass das Interesse so groß ist, hatten wir nicht gedacht. Über 50 großartige Einreichungen sind bis zum 15. Juni eingegangen. Alle spiegeln den Willen wider, offene, reparierbare und gesellschaftsrelevante Technologien zu entwickeln. Dabei sind Vorhaben wie “Heizen mit Kompost”, das Kompostwärme effizient nutzen möchte, eine Boje, die Umweltdaten zu Gewässern aufzeichnet oder ein Projekt, das die Nachnutzung von elektronischen Bauteilen verbessern möchte. Sie alle wollen Technologie zugänglicher machen und sozial-ökologische Probleme lösen. Wir sind dankbar für das Engagement und die Zeit, die ihr in eine Bewerbung gesteckt habt.

Diese sechs Projekte sind in der 1. Runde

Der Jury fiel es nicht leicht, aus den 50 Einreichungen eine finale Auswahl zu treffen. Nach einer ersten quantitativen Bewertung anhand von Kriterien wurden 10 mit der höchsten Wertung und vier von der Jury vorgeschlagene Projekte intensiv diskutiert und sechs daraus final ausgewählt. Wir freuen uns sehr, dass die folgenden Vorhaben Teil der ersten Runde sind: 

  • HILO Textilrecycling Maschine: Das Projekt möchte Bürger:innen einen einfachen und flexiblen Einstieg in das eigene lokale Textilrecycling bieten. Dafür soll eine kompakte Maschine für den Haushaltstisch entwickelt werden, die aus verschiedenen Aufsätzen (Walzen mit Nägeln/Scheren) besteht, mit denen die Nutzer:innen die Fasern aus einem Alttextil (z.B. Pullover, Schals, Jeans, T-Shirts) heraustrennen und zur Weiterverarbeitung aufbereiten können (wie z.B. dem Spinnen zum Garn oder Filzen für Textilien wie Mützen).
  • Portables Abwasch-Heißdampf System für mobile Kücheninitiativen: Die Gruppe möchte ein mobiles Abwasch-Heißdampfmodul für mobile Küchen entwickelt. “Die Idee resultiert aus dem Problem, welches viele mobile Küchen auf Festivals, zivilgesellschaftlichen Events aber auch in Krisengebieten haben, dass: möglichst auf Einweggeschirr verzichtet werden soll, eine Grundreinigung zwar stattfindet, jedoch die hygienekonforme Reinigung meistens nicht möglich ist. Professionelle Dampfreiniger, wie sie in vielen Küchen vorhanden sind, benötigen einen Strom- und Wasseranschluss, der an den Einsatzorten zumeist nicht vorhanden ist.” Eine Lösung des Problems sei eine mobile und transportable Heißdampfabwaschanlage, die autonom eingesetzt werden kann. Ziel sei es, einen Prototyp zu entwickeln, der diese Vorgaben erfüllt und gleichzeitig aus recycelten Komponenten (gebrauchter Geschirrspüler, Gas- oder Elektrokocher) besteht sowie über mobile Energiequellen versorgt wird.”
  • Libre Water: Bei diesem Prototypen geht es darum, die bekannte MED Technologie zur Aufbereitung von fast jedem Wasser zu Trinkwasser auf lokale Produzierbarkeit zu übertragen. Die MED (Multiple-Effect-Distillation) basiert auf dem Prozess der Destillation und verfügt über eine hohe Effizienz durch eine mehrstufige integrierte Energierückgewinnung.
  • windkit: Das windkit ist eine einfach zu produzierende, robuste und leicht zu wartende Kleinwindkraftanlage. Das windkit soll mit bestehenden Photovoltaik Anlagen einfach verknüpfbar sein. Solche Hybridsysteme verbessern die Verfügbarkeit der Energieversorgung. Die Gruppe entwickelt eine Anlage nach dem Industriestandart IEC61400-2 und konzentriert sich auf die Dokumentation eines bestehenden Prototypen.“
  • Laser4DIY: Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, ein kostengünstiges Laserstrukturier-Gerät zu entwerfen, mit dem Elektronik-Platinen hergestellt werden können. Bei dieser Technik wird mit Hilfe eines fokussierten Laserstrahls die Kupferschicht der Platinen direkt abgetragen. Das Projekt ist schon weit fortgeschritten. Wir Gruppe möchte als nächsten Schritt das Gerät in den produktiven Einsatz in FabLabs/Maker- und Hackerspaces bringen. Dazu seien noch ein paar Feinheiten in der Technik und die Dokumentation zu verbessern. Außerdem solle das Gerät für eine CE-Zertifizierung fit gemacht werden.“
  • OpenMycoLab: Bei diesem Projekt handelt es sich um die Entwicklung eines mobilen, modularen Pilzlabors. In einem umgestalteten Überseecontainer soll ein Open-Source-Design realisiert werden, das sowohl die Isolation von Pilzkulturen sowie deren Reproduktion ermöglicht. Diese Hightech-Basis sei die Grundlage für eine lokale und energieffiziente Lowtech-Anwendung, in der Pilze nicht nur als Nahrungsmittel gezüchtet, sondern vor allem in ihren regionalen Zusammenhängen erforscht, produziert und eingesetzt werden können.

Das ist erst der Anfang

Die große Anzahl der Bewerbungen hat gezeigt, dass es nicht nur aus zukunftspolitischen Gründen eine niederschwellige Förderung von offener Hardware braucht. Es gibt auch den Bedarf und Willen seitens der Entwickler*innen, offen dokumentierte, reparierbare und gesellschaftsrelevante Technologien zu entwickeln. Wir setzen uns dafür ein, dass diese erste Runde erst der Anfang ist. Denn für eine nachhaltige, kreislaufbasierte Wirtschaft müssen wir Technik ein Stück weit neu erfinden. Dafür braucht es modulare, reparierbare und erweiterbare Hardware – das geht nur mit dem Teilen von Wissen. Wir möchten mit euch zeigen, wie das gelingt.    

So bleibt ihr auf dem aktuellen Stand

Ihr möchtet aktuelle Informationen zu den Projekten und zur weiteren Entwicklung des Prototype Fund Hardware? Dann kommt zu unseren regelmäßig stattfindenden Meetups und zum Demo Day im Frühjahr 2023. Alle Informationen erhaltet ihr über die Open-Hardware-Mailingliste und den Newsletter der Open Knowledge Foundation.

50 Einreichungen: Diese sechs Projekte sind Teil der 1. Runde